07-2020 Juli - Carnica-Biene

Carnica Bienenzuchtverband

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07-2020 Juli

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Imkerei im Juni bis Juli

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Durch die niederschlagsreichen Tage der letzten Wochen ist bei der Honigernte besonders auf die Reife des Honigs zu achten. Gerade in den noch offenen Bereichen kann der Wassergehalt zu hoch liegen. Er sollte deutlich unter 18 % liegen, sonst besteht Gärungsgefahr und die ganze Mühe war umsonst.
Honigernte – die wichtigste Arbeit des Imkers ist meistens mitentscheidend für die Qualität seines Produktes.
In diesem Jahr war die Frühtracht meistens ergiebig, es ist fast in allen Gebieten die Waldtracht komplett ausgefallen. Umso wichtiger für den Imker ist, dass der eingetragenen Honig schnell geschleudert wird, damit nicht die Bienen in der trachtlosen Zeit schnell verzehren. Wer Futterteig verwendet, kann diesen in den hohen Boden legen, bei Hinterbehandlungsbeuten diesen auch einfach auf die Oberträger legen. Der Futterteig wird von den Bienen für die Fütterung der Brut verwendet und nicht eingelagert., somit brauchen die Bienen zwischenzeitlich nicht hungern. Zuckerteig ist billiger als Honig.
Der Reifezeitpunkt des Honigs soll nicht verpasset, die Faustregel lautet, drei Tage nach Trachtende sollte der Honig reif sein. Verdeckelte Waben werden von den Bienen schnell verlassen, kühlen aus, der Honig kann nur mit größerem Aufwand  geerntet werden.
Solange es noch etwas Tracht gibt, kann man ohne große Räuberei die Honigernte durchführen, hat man den Zeitpunkt verpasst, kann nur morgens, wo die Suchbienen noch nicht aktiv sind, problemlos die Bienenvölker öffnen, daher immer rechtzeitig mit der Honigernte beginnen.
Es ist einer der schönsten Momente, wenn der goldgelbe Honig als imkerliche  Mühe aus der Schleuder fließt. Doch damit es keine Enttäuschung über die Qualität gibt oder die Honigernte in puren Stress ausartet, gibt es einiges zu beachten.
Grundsätzlich sollte die Qualität des Honigs immer im Vordergrund stehen und damit auch die Honigreife, das zeichnet den heimischen Imker mit seinem Produkt, gegenüber der Importware aus.
Und die beginnt schon im Bienenvolk. Saßen die Bienen eng  genug und standen sie an einem luftigen, von der Morgensonne beschienenen Standort, konnten die Bienen den wasserreichen Nektar gut trocknen. Dieser Trocknungsprozess wird durch kühle Nächte oder gar kühle Tage begünstigt. Auch eine Trachtlücke ist für die Honigernte vorteilhaft, denn schon 1 kg frischer Nektar mit einem Wassergehalt von ca. 70-90 % kann den Wassergehalt des gesamten, mühsam auf unter 18 % getrockneten Honigs um mehrere Prozent anheben. Dann entspricht er nicht mehr den Bestimmungen der Österreichischen Honigverordnung und unterliegt einer sehr hohen Gärungsgefahr. Überschreitet der Honig gar einen Wassergehalt von 20 % ist er laut Honig-Verordnung nicht mehr lager- bzw. verkehrsfähig. Insofern kommt der zeitlichen Planung der Honigernte in Abhängigkeit von der Witterung und den Trachtbedingungen große Bedeutung zu. Auch sollten kurz vor der Honigernte keine Erweiterung und auch keine starke Schröpfung der Bienenvölker erfolgen.
Die Entnahme der Honigwaben erfolgt am besten morgens und kurz vor einer neuen Massentracht. So ist zumindest sichergestellt, dass in den letzten Stunden kein neuer Nektar hinzugekommen ist. Sehr vorteilhaft ist die Verwendung einer Stockwaage. Sie zeigt uns den Trachtverlauf kontinuierlich an. Steigt das Gewicht des Bienenvolkes, darf sich der Imker zwar über entsprechend starken Nektareintrag freuen, die Honigernte ist jedoch tabu. Ist das Gewicht des Bienenvolkes einige Tage lang konstant geblieben oder sogar mehrere Tage lang gefallen, spricht das für wenig oder gar keinen Nektareintrag und stattdessen für eine intensive Umarbeitung des in den Zellen vorhandenen Nektars.
Ein sinnvoller Test bei der Honigentnahme ist auch die Spritzprobe.
Sind die Waben noch nicht vollständig verdeckelt, hält man sie im bienenfreien Zustand waagerecht über eine ebene Fläche, wie einen Beutendeckel und bewegt sie mit einem kurzen Ruck nach unten. Spritzt dabei Honig heraus, ist er noch nicht reif und gehört wieder in das Bienenvolk. Ohne die Völker zu erweitern sollte nun die Verdeckelung abgewartet werden. Die Verdeckelung des Honigs ist zwar kein sicheres Zeichen für seine Reife, aber mit der Spritzprobe sollte ein hoher Reifegrad gelingen. Würden die Völker in Erwartung weiteren Nektars zu früh bzw. zu stark erweitert werden, entsteht nur Masse statt Klasse. Kommt dagegen nicht ausreichend Nektar herein, um die teilweise gefüllten Zellen komplett zu füllen, werden sie nicht verdeckelt, obwohl der darin enthaltene Honig bereits reif sein kann.
Aufgrund des anhaltend kühlen und regnerischen Wetters, sind Völker, bei denen der Honig bereits entnommen wurde, mancherorts auf eine Fütterung angewiesen. Daher ist es empfehlenswert immer ein paar Reserven aus der Tracht im Volk zu belassen (Vorräte im Brutraum).
Die Futterversorgung ist vom Trachtangebot am jeweiligen Standort und von der Witterung abhängig. In manchen Gebieten finden  die Bienen im Juni schon nicht mehr viel.
Um die Eingriffe und damit die Störungen am Bienenvolk zu minimieren, ist es sinnvoll, die Honigernte mit anderen Arbeiten am Bienenvolk zu kombinieren. Dazu gehören die Volkskontrolle, ausscheiden dunkler Waben und die Bildung von Jungvölkern. Diese entstehen aus bienenbesetzten Brutwaben (Ableger) oder aus Bienen (Kunstschwärme).
Die Bienenvölker können aufgeteilt in Einheiten mit offener oder verdeckelter Brut, was für die Behandlung gegen der Varroamilbe von Bedeutung ist. Bei offenen Brutablegern wird keine Ameisensäure verwendet, es reicht die Beträufelung mit Bienenwohl, diese ist für die Königin und das Bienenvolk viel verträglicher. Verdeckelte Brutwaben können zu eigenen Bruttürmen zusammengestellt werden, diese werden mit Ameisensäure behandelt. Sobald die Bienenbrut geschlüpft ist, werden daraus starke Kehrschwärme mit begatteter Königin gebildet, diese müssen auf einen anderen entfernten Bienenstand (2-3 km) aufgestellt werden. Der Vorteil dieser Bruttrennung ist die starke Reduktion der Varroa, sowie die Bauerneuerung durch Mittelwände.
Dabei ist zu überlegen, ob lieber mit einer Bienenflucht gearbeitet werden soll oder ob die Bienen von den Waben abgekehrt werden sollen. Beide Varianten haben sowohl Vor- und Nachteile. Die Bienenflucht führt über einen Zeitraum von 12–24 Stunden zu weitgehend bienenfreien Waben, sofern sich im Honigraum keine Brut befindet. Allerdings muss sie am Tag vor der Honigernte eingeschoben werden. Arbeiten am Brutraum sollten aufgrund der sich dorthin zurückziehenden Bienenmasse bis dahin erledigt sein. Imker, die ihre Bienen nicht am Wohnsitz haben, müssen zu ihren Bienenstand mehrmals anfahren. Wer die Bienen dagegen abkehrt, spart sich eine Anfahrt. Allerdings sollte man die Bienen immer nur einmal von den Waben kehren, um sie nicht zu sehr zu verärgern. Deshalb wird der Honigraum abgehoben, Leerzarge aufsetzen und die Bienen auf den Brutraum zu kehren. Dazu wird eine Wabe nach der anderen hochkant mit einer Stoß-Bewegung in die aufgesetzte Leerzarge gestoßen und die restlichen Bienen werden mit dem Besen zügig abgekehrt. Das spart Kraft und vermeidet, die Bienen auf den Waben entlang zu rollen oder auffliegen. Wer viele Völker hat, bedient sich einer Abkehrmaschine, durch den die Waben in einer Hin- und Herbewegung rasch hindurch geschwenkt werden. Die in den Topf fallenden Bienen werden entweder auf den neuen Honigraum geschüttet oder zur Kunstschwarmbildung verwendet. Gerade bei der späten Honigernte in der Saison lässt sich mit dieser hohen Geschwindigkeit Räuberei vermeiden, für diesen Zweck eignet sich auch die Bienenflucht.
Beim Einstellen der entdeckelten Waben in die Schleuder bitte darauf achten, dass die Zellen natürlicherweise leicht nach oben geneigt sind. Deshalb kommt der Honig leichter aus den Waben, wenn die Waben so in die Schleuder gestellt werden dass der Waben-Oberträger bei Tangential- schleudern (Korbschleudern, Selbstwendeschleudern) in Drehrichtung dem Unterträger folgt und bei Radialschleudern (Stern- schleudern) der Oberträger zur Kesselwand zeigt. Da mittels Tangentialschleuder die Wabenseiten wechselseitig geleert werden, wird eine Seite zunächst nur mit geringer Geschwindigkeit an geschleudert, bis der erste Honig hörbar gegen die Kesselwand fliegt. Erst nach dem ersten und zweiten Wenden kann mit höherer Drehzahl gearbeitet werden. Andernfalls brechen die Waben. Unter der Schleuder stellt man ein Grobsieb, das zwar schon grobe Wachsteilchen heraussiebt, selbst aber weniger verstopft, erst danach lässt man den Honig in ein Feinsieb laufen. Reifer Honig legt sich beim Schleudern kegelförmig und faltenbildend auf das Sieb und weiter in den Honigkübel, stockwarmer Honig ist fließfähiger und somit leichter zu schleudern. Noch genauer zeigt ein Refraktometer die Reife des Honigs. Das Refraktometer als Präzisionsinstrument sollte einmal jährlich zu Saisonbeginn kalibriert werden.
Häufig wird der am Entdeckelungswachs verbleibende Honig etwas stiefmütterlich behandelt. Am einfachsten ist es, den Honig zunächst abtropfen zu lassen und den Honig in den Honigkübel geben. Das Entdeckelungswachs in fest verschließbare Behälter zu füllen, mit einen sehr guten Obstschnaps übergießen, dabei wird der Honig und das Propolis ausgelaugt. Alles durch ein Feinsieb laufen lassen, Honiglikör rinnt in den Behälter, das Entdeckelungswachs wird in den Wachsschmelzer gegeben, daraus entsteht bestes Bienenwachs. Den Honiglikör mit weiterem Honig verfeinern, dazu eignet der Honig mit höherem Wassergehalt. Sollte beim Schleudern mehr Honig mit höherem Wassergehalt anfallen, kann dieser in Honigwein  (Met) verarbeitet werden.

 
Die Jungvolkbildung ist für eine erfolgreiche Imkerei unverzichtbar.
Völkerverluste werden dadurch reduziert, die Vitalität der Altvölker verbessert und eine Selektion der besten Völker zu ermöglicht.
Völkerverkäufe im Frühjahr sind eine gute  Einnahmequelle für den Imker.

 
Raumgabe
Wer seine Jungvölker in Ablegerkästen (5 – 6 Rähmchen) gebildet hat, muss sie, wenn die erste Brut verdeckelt ist und die Königin mehr Raum für die Eiablage benötigt, in eine Magazinbeute umsetzen. Dabei werden erst mal zwei Erweiterungswaben (Mittelwände oder von der Schleuderung schön ausgebaute, helle, honigfeuchte Waben) zugegeben. Denn zu viele Erweiterungswaben auf einmal werden von den Bienen belaufen und als „Fußabtreter“ verwendet und dann von der Königin nicht mehr gerne bestiftet. Man kann die Ableger natürlich auch gleich in einer Zarge bilden.
Richtige Impulse
Eine Brutunterbrechung gibt die richtigen Impulse: Die Milbenvermehrung wird gestoppt und der Varroabefall reduziert. Der kontinuierliche Brutansteckungszyklus wird unterbrochen. Die
Brutbrücke“ wird abgebrochen. Außerdem fördert es einen systematischen und schubartigen Generationswechsel der Bienen. Das hilft Krankheiten zu vermeiden und nicht zu Letzt ermöglicht es Ihnen, ungehindert die Bauerneuerung durchzuführen.
Bei der Varroabekämpfung mittels Brutpause oder Brutentnahme können Sie auf die bewährte Ameisensäure verzichten. Je nach Verfahren benötigen Sie überhaupt keine Medikamente, oder setzten Oxalsäure ein. Diese natürlichen organische Säure hat gegenüber der Ameisensäure den entscheidenden Vorteil, dass ihre Wirkung weitgehend witterungsunabhängig ist. Für die Oxalsäure gibt es kein zu heiß, zu kalt oder zu nass.
Die Bruttätigkeit bekommt auch einen neuen Impuls. Das Bienenvolk versucht die Brutlücke zu kompensieren. Wenn die Königin nach der Pause wieder ungehindert legen kann, steigt sie überdurchschnittlich stark ins Brutgeschäft ein. Wurden zuvor die Milben entfernt, entstehen jetzt besonders viele gesunde und vitale Bienen. Das Erfolgsgeheimnis für eine gute Überwinterung.

 
Bei verdeckelter Brut raus sind auch Milben raus!
Die Brutentnahme ist für viele einfacher und ohne Zubehör leicht zu handhaben. Bei dieser Methode müssen Sie nicht einmal die Königin finden können.
Entfernen Sie die ganze Brut aus den Völkern. Nach diesem Eingriff ist das Volk brutfrei und kann gut mit Oxalsäure behandelt werden. Allerdings können Sie auch auf Medikamente verzichten, hängt man eine Wabe mit möglichst viel junger Brut in das ansonsten brutfreie Volk, lockt man die restlichen Milben in die Brutzellen. Nach der Verdeckelung wird diese Fangwabe einschließlich der Milben entnommen, das ist eine biologische Varroafalle. Die entnommene Brutwabe wird umgehend eingeschmolzen.

 
Arbeiten in der Imkerei:
  • Fluglöcher beobachten
  • Varroamilbenkontrolle mit Stockwindel oder Puderzuckermethode
  • Völker erweitern, Vergrößerung des Brutraumes (Ableger)
  • Honigraum aufsetzen
  • Schwarmkontrolle im 8- Tage Rhythmus
  • vorbeugend Völker schröpfen um Schwarmtrieb zu dämpfen
  • Brutableger bilden
  • Trachtlose Völker füttern
  • Varroamittel besorgen
  • Futtermittel besorgen
  • Varroabehandlung planen und durchführen
  • Königinvermehrung, Königinnenaufzucht von den besten Völkern
  • Jungvölker- oder Reservevölkerbildung planen und erstellen
  • Jungvölker füttern und erweitern
  • Weidezäune aufstellen, zum Schutz der Bienenvölker
  • Wassergehalt der anstehen- den Ernte prüfen
  • Schleuderraum vorbereiten
  • Trachtverlauf und Wetterbericht beobachten
  • Trachtwanderung (div. Ackerbegrünungen)
  • Gerätschaften für die Honigernte reinigen
  • neue Rähmchen vorbereiten und drahten
  • Mittelwände einlöten
  • Weiterbildungsangebote verschiedener Kurse, Lehrgänge  in den Vereinen, Verbänden nützen (http://www.wanderlehrerverband-ktn.at/)




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